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Anachronismen an und in der Pfalzkapelle Karls des Großen zu Aachen:

 

"Evolution der GewölbeTECHNIK.

In bauhistorischen Abhandlungen wird stets (trotz Aachen und Germigny des Près und beide stets "übersehend"!) behauptet, dass sich die Gewölbetechnik erst nach 1000 an "größere Aufgaben herantraut".
Kreuzgewölbe und und gewölbte Kuppeln werden stets erst nach dem Beginn des 11. Jh.s angesetzt.

Wie schwer man sich zu BEGINN der Entwicklung der Wölbungstechnik tat, ersieht man an der Stiftskirche von Gernrode (961): Obwohl Apsiden früher als Schiffe gewölbt werden konnten, weil sie sich an die Abschlusswand des Hauptraumes lehnen und so weniger Schub entwickeln, traute man sich dort nicht, auch nur ein einziges Fenster in die Mauer zu brechen: um die Festigkeit der Kirche nicht zu gefährden.

Die ältesten gewölbten Kirchen entstehen erstmals in Nordspanien, Südfrankreich: 975/1009. Die Spannweite, die damals möglich war: 3,50 m. Illig zählt eine ganze Reihe zeitgleicher kleiner Überwölbungen auf.

Bis 1050 werden größere Spannweiten nicht bewältigt: "Bis 1050 werden Mittelschiffe vorzugsweise mit flacher Decke oder offenem Dachstuhl versehen, die Seitenschife mit Kreuzgratgewölben geschlossen, die Emporen mit Dachstühlen versehen.“
Speyer I gilt allgemein als Beginn kaiserlicher Architektur: Bis 1060 sind hier die Seitenschiffe eingewölbt worden: auf 70m Laenge erreichen die 7,75m spannenden Seitenschiffe eine Höhe von 14,70m. Das viel breitere Mittelschiff war in dieser Bauphase *noch nicht* wölbbar.

Der erste HÖHEPUNKT der Wölbungstechnik liegt innerhalb der Romanik um 1100. Drei Großbauten werden zu diesem Zeitpunkt in Frankreich komplett eingewölbt. Darunter war Cluny III, das trotz des konstruktiv leichter (als Kreuzgratgewölbe) zu beherrschende Tonnenbaus bereits 1125 einstürzt.

Bis 1100 bleiben alle Überwölbungen unter der von Aachens Pfalzkapelle, die als "vollkommen" beschrieben wird, aus angeblich dem 9. Jh. ...

Zu frühe Techniken:

- Schräge Stützgewölbe (Dreieckige Gewölbekappen) in Aachen: "Spätes schon geahnt: die Strebebögen der Gotik" (Schnitzler 1950)
- Spiralig steigende Tonnengewölbe: "nachweisbar indes erst wieder nach der Jahrtausendwende" (Verbeek 1967).
- Schildbögen: ... gibts ab dem 12. Jahrhundert - und spielen in der frühgotischen Architektur eine wichtige Rolle.
- Strebepfeiler und Vorlagen: Die esten Strebepfeiler seit Aaachen zeigt Sankt Michael in Hildesheim 1060.
- Das in Aachen eingesetzte Strebesystem ist vor 1100 nirgendwo zu haben.
- Kreuzpfeiler: "werden im 11. und 12. Jh. geläufig" (Hubert 1969)

Illig weist noch fast 20 weitere technische Anachronismen nach:

Hier