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Aufs falsche Pferd gesetzt oder: das Simultanitätsprinzip ist falsch

Alles wäre anders gekommen wenn W.F. Libby 1949 seine Hausaufgaben ordentlich erledigt hätte. Diese bestanden vor allem darin das Simultanitätsprinzip im Sinne der räumlichen Invarianz des Cl4/C12-Verhältnisses in gleichzeitig stoffwechselnden Organismen zu verifizieren. Libby hatte die Erledigung dieser Überprüfung anhand lebender Organismen veranlaßt weil sie die Grundvoraussetzung für eine Verschärfung in Richtung der Fundamentalannahme war. Wenn nicht einmal die räumliche Invarianz für die heutigen Verhältnisse nachgewiesen werden konnte dann würde die ungleich weitreichendere Hypothese über räurmliche und zeitliche Invarianz gänzlich sinnlos sein. Libby ließ bis 1949 stichprobenartig die C14/C12 Werte von 18 zeitgenössischen Hölzern aus allen Herren Ländern vermessen. In einem Artikel für Science [Libby ee al. 1949] konnte er daraufhin das erfolgreiche Bestehen des Tests auf räumliche Invarianz vermelden: Es war mit einer Streuung zu rechnen die lediglich ~ 50 Jahren entsprach.

Eine unvoreingenommene Analyse seiner Meßergebnisse kommt dagegen zu einem völlig anderen Ergebnis: Die Spannweite zwischen dem kleinsten und größten Wert entsprach einer Differenz im C14-Alter von rund 1.000 Jahren während zugleich die Meßwerte beinahe gleichmäßig ohne eine signifikante Verdichtung über diesen Bereich verteilt sind. Der Grund für die Diskrepanz zu der schmeichelhaft kleinen Varianz von +/- 50 Jahren liegt im methodischen Vorgehen Libby s. Dieser gründete seine Auswertung auf die Annahme einer Norrnalverteilung der Meßwerte. Das ist gleichbedeutend mit der Annahme daß die fehlerhaft gemessenen Werte alle um einen einzigen "wahren" Wert streuen. (Das war ja auch das was Libby eigentlich nachweisen wollte.) Wenn dem so wäre hätten die Meßwerte annähernd glockenförmig verteilt sein müssen wie es in der Graphik (siehe Bild 4) die obere allerdings fiktive Verteilung anzeigt. Nur die untere weitaus unvorteilhaftere Verteilung gibt dagegen die tatsächlichen Meßwerte wieder. Dieser kann eine glockenförmige Verteilung beim besten Willen nicht zugesprochen werden.

Das Fazit: Libby hat geschummelt. Er hat die Methoden so angewendet daß herauskam, was er sehen wollte: Eine räumliche Invarianz des Cl4/C12- Verhältnisses gleichzeitig lebender Organismen. So schuf er die Ausgangssituation in der die Verschärfung des - angeblich verifizierten - Simultanitätsprinzips zur Fundamentalannahme als Selbstverständlichkeit akzeptiert wurde. Diese Unsitte sich eine vom Konsumenten als sicher aufzufassende Zeitangabe aus einer größeren Menge von an sich disparaten Meßwerten unter Zuhilfenahme unzulässiger Hypothesen zu erschleichen wird bis auf den heutigen Tag kultiviert (Das haben wir am Beispiel der Behandlung der C14-Daten des sog. "Cadbury-Massakers" [Campbell et al. 1979] anläßlich des Vortrages in Hamburg gezeigt. Wir verweisen dazu auch auf das kommende Buch C14-Crash.) [H.U. Niemitz in einem ZEITENSPRÜNGE-Beitrag]